Sr. Edith Kürpick aus der Monatischen Gemeinschaft von Jerusalem und Beiratsmitglied von Geist & Leben spricht im Podcast „himmelklar“ übers Beten und ihr Leben in einem Kloster, mitten in der Stadt.

Gefragt, ob sie jeden Tag beten könne, sagt Sr. Edith: „Ehrlich gesagt, ich kann das [Beten] überhaupt nicht, und jeden Tag schon mal lange nicht. Für mich ist das kein Können, sondern ein permanentes Mich-einüben. […] Es kann manchmal sein, dass im Ablauf ein Lobpsalm auf der Tagesordnung steht, und mir ist innerlich gar nicht danach. Ich bin vielleicht traurig oder etwas belastet mich. Dann schweige ich trotzdem nicht, wenn wir diesen Psalm singen, weil ich das auch stellvertretend für die Menschen machen möchte, die keine Hoffnung haben. Ich möchte dadurch die Hoffnung für alle zum Ausdruck bringen und mich prägen lassen. Also ich kann das nicht und jeden Tag schon mal lange nicht, aber ich möchte mich darauf einlassen, weil ich weiß, dass dieser Gott, der mich und uns so annimmt, wie wir sind, mich durch diese Zeit trägt und mit mir ins Gespräch kommen möchte.“
Wie jede Beziehung und Freundschaft braucht auch die Gottesbeziehung Momente der Intimität: „Es stimmt natürlich, ich kann überall beten, aber diese Freundschaft muss ich auch pflegen. Wenn Sie nur außenorientiert sind, dann verlieren Sie diese innere Ausrichtung auch. Diesen Ort und diese Zeiten braucht es, und dazu muss man nicht ins Kloster gehen. Ich glaube, Gott traut uns da eine Menge zu, selber erfindungsreich kreativ zu werden.“
„Die S-Bahn, die U-Bahn in Köln, das ist die größte Kirche von Köln. Wie viele Menschen beten da vielleicht ohne, dass wir es wissen.“
Hoffnung, so Sr. Edith, gibt ihr die Gegenwart des Heiligen Geistes: „In der Bibel wird erzählt von der Herabkunft des Heiligen Geistes, also nach Ostern die Sendung des Geistes. Und ich finde es immer faszinierend, dass in der Bibel nicht mehr die Rede ist von einer Himmelfahrt des Geistes. Christus ist ja Mensch geworden, Gott ist Mensch geworden in Christus, hat auf der Erde gelebt, gewirkt. Er ist gekreuzigt, gestorben, auferstanden und dann aufgefahren in den Himmel – das bekennen wir von Christus. Und bei der Sendung des Geistes ist nicht mehr die Rede von der Himmelfahrt des Geistes. Das heißt, er ist immer noch da. Er wirkt immer noch unsichtbar. Das ist die Art und Weise, wie Gott heute unter uns Menschen gegenwärtig ist wirkt, uns an alles erinnert, was Jesus uns gesagt hat, und uns zum Vater führt. Wenn Menschen sagen, ich kann nicht beten, dann sage ich immer, ja, der Geist betet in dir.“
Eine Zusammenfassung des Gespräch findet sich auf www.domradio.de