Aus dem Archiv · Maria und der Dornwald

In diesen adventlichen Tagen bieten auch Musik und Gedichte Hilfen, sich auf das Fest der Geburt Jesu Christi vorzubereiten. P. Medard Kehl SJ (1942-2021), der viele Jahre Fundamentaltheologie und Dogmatik in Sankt Georgen gelehrt hat, erschließt in einem Text aus dem Jahr 1977 das bekannte Lied: „Maria durch ein Dornwald ging.“

„Dieses alte Weihnachtslied aus dem Eichsfeld besingt den Weg Mariens durch einen Dornwald. Sie trägt ein Kind unter ihrem Herzen, und dieses Kind bewirkt, daß der Dornwald zu blühen beginnt und sich in einen Rosengarten verwandelt. Es ist ein Gleichnis, ein Sinnbild, dieses Lied. Ein Gleichnis für den langen Weg Gottes mit den Menschen durch diese Welt; ein Gleichnis für jene wechselvolle Geschichte, die mit der Schöpfung beginnt und im ‚Neuen Jerusalem‘ ihr Ziel findet. Höhepunkte dieser Geschichte beschreibt auch die Hl. Schrift gern in ähnlichen Bildern, die in allen Wandlungen einander verwandt bleiben.“ (468)

Gott setzt den Menschen am Anfang in einen Garten, aber dieser geht durch die Sünde verloren und die Welt wird zum dornigen Ort der Mühsal. Kehl weiter: „Aber Gott läßt den Menschen in seinem selbstgeschaffenen ‚Dornwald‘ nicht allein. Er geht ihm nach. Immer wieder versucht er, ihn daraus zu befreien, ihn – wie es eine andere Überlieferung darstellt – in ein ’schönes, weites Land zu führen, wo Milch und Honig strömen‘ (Ex 3, 8). Den treuesten seiner Diener bei diesem Befreiungsgeschehen, Mose, beruft er aus einem brennenden ‚Dornbusch‘ heraus. Wiederum ein Gleichnis: Gott ist mitten in unserer ‚dornigen‘ Welt mit seinem Licht und seiner Herrlichkeit gegenwärtig. Er leuchtet darin, aber die Dornen verbrennen nicht, noch nicht; denn diese Berufung ist erst der Anfang der Befreiung.“ (469)

Der ganze Text ist im Archiv zu finden.

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